04.10.2025
Von Familie Thieme haben wir eine Einladung und einen Anstecker aus dem
Jahr 1971 erhalten. Damals lud die BSG Motor Süd Oberweimar zu
einer Feierstunde anlässlich 50 Jahre Fußball in
Oberweimar und 25 Jahre BSG Motor Süd ein.
Eine Kopie der Einladung war bereits in unserem Archiv. Jetzt haben wir
ein Original und zusätzlich noch einen Anstecker erhalten.
Ebenso gibt es Fotos von einem Fußballspiel
anlässlich dieser Feierlichkeiten.
Jubiläumsspiel
auf der Falkenburg
Das ist doch ein Grund, auf Zeitreise zu gehen.
Zuerst schauen wir
zurück zu „Motor Süd“ in das Jahr
1971. Dann geht es weitere 25 beziehungsweise 50 Jahre zurück,
um zu verstehen, was damals die Gründe für die
Feierlichkeiten waren.
1971 trug unser Verein den Namen BSG Motor Süd Oberweimar.
Neben der Sektion Fußball gab es auch noch eine kleine
Sektion Kegeln. Für die Fußballer war Gerhard
Rötsch (1927 – 2017) verantwortlich, der sich von
1946 bis in die 1990-er Jahre im Verein engagierte und damit
zweifelsohne zu den ganz wichtigen Personen in der Vereinshistorie
zählt.
Seit 1955 waren unsere Fußballer auf der Falkenburg beheimatet.
Anfang der 1970-er Jahre gab es zwei Herrenmannschaften, wobei die
Erste damals erfolgreich in der Bezirksklasse spielte, was man
sicherlich mit der heutigen Kreisoberliga vergleichen kann. Als
Umkleidekabinen für die Herrenteams wurden
Räumlichkeiten auf dem EOW-Gelände am
Steinbrückenweg genutzt, die sich rechts hinter dem Werktor
befanden und schon nach der Wende abgerissen wurden.
Die
Nachwuchsmannschaften nutzten das ehemalige Vereinshaus vom Tennisklub
Falkenburg, was 1923 gegenüber dem Steinhaus errichtet wurde
und auch schon lange nicht mehr existiert.
1971 haben nun unsere damaligen Vereinsmitglieder 25 Jahre BSG Motor
Süd gefeiert. Das ist für uns Anlass, in das Jahr 1946 zurückzureisen.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden alle bürgerlichen Sportvereine in
der sowjetischen Besatzungszone verboten. Betroffen war davon auch der
VfB Oberweimar, der bis 1943 auf dem Sportplatz Ilmgarten am
Steinbrückenweg gegenüber dem Fabrikgebäude
beheimatet war. Der 1930 von unserem Verein errichtete
Fußballplatz konnte allerdings nicht mehr genutzt werden, da
hier noch vor Kriegsende Baracken errichtet wurden.
Im Jahr 1946 wurden von den Behörden erste sportliche
Aktivitäten wieder erlaubt. So kam es am 14. September 1946
zur Gründung der Sportgemeinschaft Oberweimar, in der sich
sicherlich ehemalige VfB-Fußballer wiederfanden. Die Sportler
errichteten auf dem Gelände unseres heutigen Parksportplatzes
ihre neue Heimstätte, die mit einem Osterturnier 1947
eingeweiht wurde. Umgezogen wurde sich anfangs im Goethe-Kaffee, dass
sich am Ende des Franz-Bunke-Wegs in Richtung Park befand und von
Familie Hose betrieben wurde. Das Gebäude existiert noch heute.
Oberweimarer
Fußballer 1949 auf dem Parksportplatz
Die weitere Entwicklung hing nun stark von den sportpolitischen
Vorgaben ab, die sich in kurzer Zeit mehrfach änderten. So
wurde beispielweise 1949 das System der Betriebssportgemeinschaften
zwangsweise eingeführt.
In Oberweimar erfolgte am 25. Juni 1949 die Gründung der
Betriebssportgemeinschaft Einheit des VEB IKA Elektroinstallation
Oberweimar. Dieser Betrieb entstand zuvor aus der verstaatlichten
Elektrotechnischen Fabrik J. Carl. Vorsitzender des neuen Vereins war
Karl Zaubitzer, der bereits 1928 Vereinsvorsitzender des VfB Oberweimar
war.
Gerhard Rötsch beschrieb 1998 in einer Festrede die damalige
Situation:
Die Mitglieder der
Sportgemeinschaft Oberweimar beschlossen einstimmig,
sich der BSG Einheit anzuschließen. Sie hofften, dass sich
mit dem Beitritt die Chancen für die Wiedererrichtung des
Sportplatzes Ilmgarten erhöhen würden. Leider wurden
die Sportfreunde enttäuscht, da der VEB IKA auch die Baracken
auf der ehemaligen Wettkampfstätte für die
Erweiterungen seines Betriebes benötigte und die staatlichen
Stellen gesetzeswidrig hierfür die Zustimmung gaben.
Im Jahr 1951 erfolgte erneut eine Namensänderung.
Die BSG
Einheit wurde nun in BSG Motor Süd Oberweimar umbenannt.
Jetzt reisen wir weitere 25 Jahre zurück in das Jahr 1921.
Schließlich hatten unsere Sportfreunde bei den
Feierlichkeiten 1971 auch noch 50 Jahre Fußball in Oberweimar
gefeiert.
Um die damalige Entwicklung einordnen zu können,
müssen wir zuerst zwei weitere Jahre zurückgehen. Am 2. Juni
1919 fand die Gründung des Fußballklubs Concordia
Oberweimar im Garten des Restaurant „Zum Bahnhof“ Oberweimar statt. In
diesem Verein, der bereits vor dem 1. Weltkrieg existierte, versammelte
sich die Jugend Oberweimars. Fußball gespielt wurde anfangs
an den Kellerscheunen hinter dem Restaurant „Zum
Ilmschlösschen“. Concordia existierte allerdings
nur kurze Zeit, da es Probleme mit der Führung des Vereins gab.
Unsere Fußballer schlossen sich nun dem Turnverein Jahnbund Oberweimar
an. Wann das genau war, ist nicht überliefert und
könnte im Jahr 1920 oder 1921 erfolgt sein.
Das
älteste Foto aus unserem Vereinsarchiv: Concordia Oberweimar
oder Jahnbund Oberweimar gegen VfB Apolda
Auch dieser Verein
war nur für kurze Zeit die Heimstätte der
Fußballer Oberweimars, da der Jahnbund 1922 von seinem
Dachverband gezwungen wurde die Fußballabteilung
aufzulösen. So kam es, dass am 22. Dezember 1922 der VfB
Oberweimar im „Wiener Kaffee“ in der Buchholzgasse
2 gegründet wurde.
Erwähnt werden muss an dieser Stelle, dass der
älteste Nachweis eines Fußballvereins in Oberweimar
aus dem Jahr 1905 stammt. Damals spielte Thüringia Oberweimar
gegen eine Jenaer Mannschaft.
Fazit: Mit den Jubiläen 50 Jahre Fußball in
Oberweimar und 25 Jahre BSG Motor Süd hat man es nicht ganz
genau genommen.
Schauen wir noch einmal in das Jahr 1971 zurück. Damals wurde
bei Feierlichkeiten im Verein immer das Oberweimar-Lied gesungen, an das
wir hier gern erinnern möchten:
Wir bedanken uns bei Familie Thieme für die Bereitstellung der
historischen Dokumente. Spezieller Dank geht an Sven Patron.
Weitere Informationen
Retourspiel
Thuringia Oberweimar gegen Thuringia Jena (Jenaer Volksblatt 21.11.1905)
Weimar-Falkenburg
wurde Turniersieger (12.05.1947)
Weihnachtsfeier Dezember 1970
Gaststätte "Falkenburg"
Motor Süd in der Bezirksklasse
(Thüringer Neueste Nachrichten 01.01.1974)
Wolfram Keller